Christoph-TiTo-Klesse
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Es war für ihn ein Schock. Seine Pläne und alles was er sich so sehr wünschte, zerplatzte innerhalb von wenigen Stunden wie eine Seifenblase. Das Gefühl minderwertig und nicht genügend zu sein sein, hielt Einzug in seine Seele. Wieder versuchte er nach außen gelassen und unbeeindruckt zu erscheinen. Doch innen war er tief getroffen. Es erschütterte ihn das ein einziges Wort so viel Macht hatte. Seine Wünsche und Pläne, seine Begabungen und Talente – all dies schien nicht mehr von Bedeutung zu sein.

Mein Sohn reagierte verletzt und trotzig. In seinen Augen sprachen ihm fremde Menschen aufgrund dieser Diagnose alle vorhandenen Fähigkeiten ab. Er begann an sich selbst zu zweifeln und überlegte ernsthaft die Ausbildung abzubrechen. Ich war entsetzt über diese Entwicklung. In seinen Augen sah ich Angst und Enttäuschung und ich konnte ihn verstehen. Doch ich ließ seine Überlegungen, die Ausbildung betreffend, erst einmal so stehen. Ich hatte die Hoffnung das sein Plan, die Ausbildung abzubrechen, seiner grenzenlosen Enttäuschung zuzuschreiben war. Jetzt ging es darum das er sich in aller Ruhe stabilisieren konnte. Das er lernte sich selbst zu verstehen und auch wieder zu vertrauen. Ahnungslos wie ich damals war, hoffte ich darauf das die Bundeswehr bei der Musterung einen anderen Eindruck von ihm bekam.

Es tat weh ihn so zu sehen. Ich fühlte mich entsetzlich hilflos und war vor Angst wie gelähmt. Doch ich musste versuchen ihn so gut es ging aufzumuntern und versuchen den Fokus wieder auf die Therapie zu lenken. Aber das war leichter gesagt als getan. Ganz oft hörte ich von ihm: „Rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst. Du hast doch keine Ahnung.“ Das saß! Und natürlich hatte er recht, was wusste ich schon? Mein Wissen über diese Krankheit war angelesen. Ich sah wie er litt und er versuchte so gut es ging mir zu erklären, wie es in ihm aussah. Doch letztendlich war er allein mit seiner gespaltenen Seele. Ein einsamer Kampf gegen unzählige Dämonen und Ängste. Ein Kampf gegen sich selbst.

Nach einem Gespräch mit dem Ausbilder meines Sohnes war ich ein wenig beruhigt. Die Firma stand zu 100 % hinter ihm. Natürlich war man erschrocken und besorgt. Doch der Ausbilder fand sehr liebe und lobende Worte für ihn. Er sei sehr begabt, zuverlässig und bei den Kollegen beliebt. Ich sollte ihm liebe Grüße ausrichten und er sollte sich so viel Zeit nehmen, wie er braucht. Und notfalls könne er die Gesellenprüfung um ein Jahr nach hinten verschieben. In meinen Augen war das eine gute Nachricht. Und ich dachte das er sich darüber freut. Da gab es Menschen die ihn schätzten und an ihn glaubten.

Doch ich irrte mich gewaltig. Mein Sohn lehnte es ab, überhaupt darüber nachzudenken. Plötzlich erzählte er, das er sich dort sowieso nie wohl gefühlt habe. Seine Ausbilder seien falsch und wollten nur den Eindruck erwecken, sie würden hinter ihm stehen. Denn hinter den „Kulissen“ würden sie ganz anders reden. Er wollte nicht dorthin zurück und nannte sie Heuchler. Ich spürte seine Angst. Verzweifelt versuchte er irgendwie in sich selbst Fuß zu fassen...



 
 
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