
Als Christoph zu den Sternen ging galt es Entscheidungen zu treffen, die ich nie treffen wollte. Damals erzählte mir der Bestatter von einer relativ neuen Bestattungsart. Dem Baumbegräbnis. Damit konnte ich zuerst nichts anfangen. Doch auf nachfragen wurde mir erklärt, das die Urne in den Wurzelbereich eines Baumes eingelassen wird. Der Baum selbst müsse naturbelassen bleiben. Dafür habe man aber auf einem separaten Platz die Möglichkeit Blumen etc. abzulegen.
Das war der ausschlaggebende Punkt mich für diese Bestattungsart zu entscheiden. Zumal mir Christoph schon vor langer Zeit gesagt hat, das er eingeäschert werden möchte. In dem Nutzungsvertrag der Stadt Arnsberg, den ich einige Wochen später bekam, war ebenfalls die Passage enthalten, das ich im Eingangsbereich die Möglichkeit habe Blumen etc. abzulegen. Darauf habe ich mich verlassen und konnte (genau wie andere Hinterbliebene) dort ca. 14 Monate unbehelligt Kerzen und Gestecke niederlegen.
Im April 2011 war dieser Platz plötzlich leergeräumt und stattdessen ein Schild aufgestellt. Darauf wurde mitgeteilt das ab sofort Grabschmuck nur noch am Tag der Bestattung erlaubt ist.
Ungläubig und völlig geschockt standen wir vor dem Schild. Die Entscheidung kam absolut überraschend. Niemand wurde vorab informiert. Das Friedhofsamt erklärte mir am nächsten Tag das dies ein zu großer Verwaltungsaufwand gewesen wäre und ich das nicht erwarten darf. Sie hätten das eben jetzt so entschieden und ich müsse das akzeptieren. Ferner wurde mir vorgeschlagen, die Urne (wobei es sich um eine biologisch abbaubare Urne handelt) wieder auszugraben und mich nachträglich für ein Urnengrab zu entscheiden. Das würde dann nur entsprechend teurer und es wäre auf jeden Fall noch "etwas" zum Umbetten vorhanden. Das alles wurde mir zynisch, unsensibel und ungefragt an den Kopf "geschmissen".
Außerdem wurde mir erklärt das ich mit derartigen Konsequenzen rechnen müsste, wenn ich mich für eine so preiswerte Bestattungsart entscheide. Von Menschlichkeit oder Gespür für meine Situation - KEINE SPUR !! Sprachlos starrte ich den Beamten an. Denn bei meiner Entscheidung ging es ganz sicher nicht um Geld. Für mein einziges Kind wäre mir kein Geld der Welt zu viel gewesen. Das ganze Gespräch (wenn man es denn so nennen kann!) war einfach nur schrecklich und hat mich traurig und wütend zugleich gemacht.
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