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Mittlerweile kämpfte er sich durch die Therapie. Er saugte alles in sich auf und begann mit den ersten Skills. Das Leben auf der Station und das Zusammensein mit "Gleichgesinnten" taten ihm auf der einen Seite gut und durch den Austausch mit seinen Mitpatienten gewann er an Sicherheit. Er verstand das er mit seinen Gefühlen nicht allein war und das es Menschen gab, denen es genauso ging.
Auf der anderen Seite begann er Spielchen zu spielen. Er verstand es perfekt die Ärzte und Psychologen an der Nase herumzuführen. Das was niemand erfahren sollte, erfuhr auch niemand. Borderliner sind generell keine „bequemen“ Patienten und mein Sohn machte da wirklich keine Ausnahme. Er hütete sein Inneres wie einen Schatz und gewährte den Psychologen nur selten einen Blick in sein Gefühlsleben. Und auch dann war es oft nur ein oberflächlicher Einblick. Nur widerwillig nahm er die verordneten Medikamente, da er nicht das Gefühl hatte, sie würden ihm helfen. Er wollte nicht „betäubt“ werden. Welche Medikamente heute verabreicht werden, weiß ich nicht. Damals waren es hauptsächlich Benzodiazepine und Tranquilizer.
Auch unsere Kommunikation begann zu stolpern. Die Diskrepanz zwischen seinen 2 Seelen wurde sichtbarer. Die Anrufe im Krankenhaus wurden eine Art Lotteriespiel. Mal konnte er gar nicht schnell genug alles erzählen. Dann sprudelten die Worte förmlich aus ihm heraus. Er war optimistisch, fröhlich, liebevoll und interessiert. Eben einfach gut drauf. Dann wieder ging gar nichts. Dann war er abweisend, destruktiv und kalt. Er hatte eine unsichtbare Mauer um sich herum und gab mir das Gefühl ein Störenfried zu sein, der noch dazu keine Ahnung hat. Diese Gespräche taten mir besonders weh. Sie waren einfach nur krampfig und wir befanden uns in solchen Momenten auf 2 verschiedenen Planeten. Meistens beendete ich solche Gespräche ziemlich schnell, sie führten zu nichts. Im Gegenteil, er schien mich ganz bewusst verletzen zu wollen. Da er mich so gut kannte, wusste er auch um meine wunden Punkte und traf sie zielsicher. Mir war klar, das er etwas loswerden oder abladen musste. Und er hatte das Recht dazu, brauchte es wohl auch... Doch im Anschluss an solche Gespräche brach ich weinend zusammen und wusste nicht welches Gefühl stärker war. Angst oder Schuld!
Das schwarz-weiße Wesen meines Sohnes nahm immer mehr Konturen an. Entweder - Oder, ein dazwischen gab es kaum noch. Und manchmal erweckte er den Eindruck, das er stolz darauf war. So als würde er jetzt einem auserwählten Club angehören. Sogar an seiner Körperhaltung war das zu erkennen. Er ging mit hocherhobenem Haupt und mit festem Schritt, fast so als wäre er gewachsen. Während ich vor Sorge um ihn kaum schlafen konnte und fast unablässig darüber nachdachte wie sich seine Zukunft gestalten würde, trug mein Sohn die Diagnose inzwischen oft wie einen Orden. Doch noch befand er sich in der Klinik. In einem geschützten Raum und umgeben von Menschen, die ihn verstanden. Nach dem was ich mitbekam, würde es im Anschluss an seine Therapie nicht leichter werden.
Ein wichtiges Thema in dieser Zeit war auch seine Ausbildung. Es war sein Traumberuf und er befand sich im 2. Ausbildungsjahr. Aufbauend auf diesen Beruf plante er sich bei der Bundeswehr zu verpflichten und dort entsprechende Fortbildungen zu machen bzw. sich auf einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. Es war seit einigen Jahren sein innigster Wunsch und entsprechend motiviert ging er an die Sache heran.
Doch jetzt bekam er zum ersten Mal die Auswirkungen dieser Diagnose auf sein Leben zu spüren. Nach Gesprächen mit seinem Arzt und dem Sozialarbeiter stand fest, das er zumindest seine Pläne bezüglich der Bundeswehr aufgeben musste. Bewerber mit dieser oder ähnlichen Diagnosen hatten keine Chance dort angenommen zu werden.
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